Traurige Neuigkeiten:

Das Ende unseres Projekts

 

Die Kurzversion:

Nach intensiven Bemühungen glauben wir mittlerweile nicht mehr daran, uns nachhaltig am Markt positionieren zu können. Wir bekommen die große Startinvestition nicht zusammen. Wir halten den gesetzlichen Rahmen für ungeeignet, um eine erfolgreiche Vereinsarbeit und Cannabisproduktion zu organisieren.

Die lange Version:

Wir, 8 Gründungsmitglieder hatten vor in einem kleinen Kreis mit rund 40 Mitgliedern unseren Eigenbedarf an Cannabisblüten zu decken. Später haben wir durch die politisch geforderten Bedingungen und mit einer neuen größeren Immobilie die Mitgliederstärke auf 150 erweitert.

Dazu haben wir die politischen Entscheidungen ausgewertet und mit viel Aufwand eine Organisationsstruktur erschaffen, die in eine Anbaugenehmigung münden sollte.

In diesem Prozess haben wir viel Neues erlernen müssen. Vier Hauptthemen sind aus unserer Sicht für eine erfolgreiche Anbauvereinigung notwendig.

  1. Aufbau der Vereinsstruktur und Aufgabenverteilung sowie Mitgliedergewinnung
  2. Planung des Anbaus (Produktionsanlage + laufender Betrieb)
  3. Eine geeignete Immobilie finden und für den Anbau vorbereiten
  4. Finanzierung

Zu 1. Den Verein haben wir gegründet. Alle notwendigen Konzepte und Ordnungen sind bis auf wenige Feinheiten fertig.

Zu 2. Die Planung des Anbaus haben wir begonnen. Geplant war eine Aquaponikanlage mit Mutterraum, Blüteraum, Trockenraum, Schleuse und allem, was dazu gehört, zum Beispiel Luftdichtheit, ein hoher Automatisierungsgrad und volle Klimakontrolle. Mit mehreren Anbauprofis hatten wir dazu einen intensiven Austausch – jedoch kam es bis heute aufgrund der gesetzlichen Hürden nicht zu einer Zusammenarbeit (mehr weiter unten im Abschnitt „Ernüchternde Realität“). Jede neue Anlage muss eingefahren werden und die Kinderkrankheiten müssen ausgemerzt werden. Nach drei bis vier Anbauzyklen gingen wir von einer Qualitätsernte aus.

Zu 3. Die ersten größeren Herausforderungen entstanden bei der Immobilie. Bei fast allen Immobilien ist nach deutschem Baurecht eine Umnutzung in eine Cannabis-Produktionsanlage zu beantragen. Eine Umnutzung ist praktisch nichts anderes als ein Bauantrag, der von einem Architekten einzureichen ist. Die damit verbundenen Kosten sowie die folgenden Umbaumaßnahmen müssten vorfinanziert werden und sind im unteren fünfstelligen Bereich beziffert. Nach dem Verwerfen der ersten viel zu kleinen Immobilie haben wir ein richtig schönes, zentral in Falkensee gelegenes Grundstück gefunden, mit einem großen Wohnhaus, einem zweistöckigen Nebengelass und noch einem Schuppen. Nach hinten schließt sich ein Garten mit Baumbestand an. Da die Nachbargrundstücke von Gewerbegrundstücken flankiert werden, sieht das nach der ersten baubehördlichen Einschätzung nach einer Genehmigungsfähigkeit für die Umnutzung aus. Alle Gründungsmitglieder haben sich sofort in das Grundstück verliebt. Es ist ein Ort mit Aufenthaltsqualität. Der Verpächter ist uns wohlgesonnen und passt einfach perfekt zu uns und zu Falkensee.

Zu 4. Für die Finanzierung aller Erstinvestionen für Umnutzung, Umbau, Anlage sowie die laufenden Kosten für die erste Ernte benötigen wir ca. 100.000 bis 110.000 Euro. Wir konnten eine Teilfinanzierung unter uns Gründungsmitgliedern organisieren, aber für den betrachtlichen Rest konnten wir auch nach mehreren intensiven Gesprächen keine Investoren finden. Kredite bei Banken gibt es nicht. Durchschnittlich habt Ihr einen monatlichen Bedarf von 23 Gramm angegeben. Bei unserer Begrenzung der Mitgliederzahl auf 150 und der Bedienung aller Gläubiger (insb. Miete, Strom, Personalkosten Anbau, Laborkosten und Rückzahlung eventuelles Darlehen), sind wir mit circa 10 bis 11 Euro Abgabepreis pro Gramm aus unserer Sicht in den ersten 2 bis 3 Jahren viel zu teuer.

Ernüchternde Realität

Wir haben also in Deutschland die Situation das wir als Genusshanf Falkensee durch die Bürokratie einen Bauantrag stellen müssten. Vorher ist ein Pachtvertrag abzuschließen. Eine Leistungsberechnung für den sehr hohen Strombedarf ist zum Beispiel erforderlich. Der Stromversorger muss ein ausreichend dickes Kabel in der Straße haben und am Ende wissen wir, ob die Immobilie für unsere Zwecke geeignet ist. Dann muss ein Wohngebäude in eine Gewerbeimmobilie umgebaut werden. Vielleicht kommen da noch diverse Auflagen, zum Beispiel Brandschutz oder Anderes dazu. Nach einigen Monaten haben wir dann eine Umnutzung und nach erfolgreicher Beantragung eine Anbaugenehmigung. Aufgrund der vergehenden Monate hat sich eventuell der ein oder andere doch mit dem Eigenanbau beschäftigt.

Realistisch betrachtet stehen Anbauvereinigungen derzeit in Konkurrenz mit Eigenversorgern, dem Schwarzmarkt und den Herstellern von medizinischem Cannabis.

Anbauvereinigungen haben hohe gesetzliche Anforderungen zu erfüllen. Die Behörden sind nicht auf die spezifischen Fragestellungen vorbereitet.

Durch den niederschwelligen Zugang zu THC-haltigen Blüten bei den Online-Apotheken, teilweise mit Grammpreisen um die 5 Euro in hervorragender medizinischer Qualität, sehen wir auf Dauer mit der geplanten Mitgliederzahl von 150 Mitgliedern keine Zukunft für unseren Verein.

Angenommen Ihr könnt mit einer einjährigen Wartezeit und einem Grammpreis von 10-11 Euro mit anfänglich bescheidener Qualität und/oder einer beziehungsweise mehrerer Missernten leben, wäre das großartig. Sollten sich aber beispielhaft 50 Mitglieder für eine Kündigung der Mitgliedschaft entscheiden, dürften wir durch die gesetzlichen Einschränkungen nicht aktiv um neue Mitglieder werben. Kein Unternehmer würde unserer Ansicht zu Folge bei diesen gesetzlichen Rahmenbedingungen eine Überlebenschance sehen. Wenn doch ist es ein unternehmerisches Risiko. Uns stellte sich auch die Frage, wie die laufenden Verpflichtungen an unsere Gläubiger zurückgezahlt werden können, wenn die vorgesehenen Abgabemengen nicht erreicht wurden.

Eine Anbauvereinigung im Sinne des Gesetzgebers bietet aber trotz des Risikos keine Anreize, die im Verhältnis zum geforderten Aufwand stehen.

Ein Sponsor aus dem Zulieferbereich ist ebenfalls gesetzlich verboten. Durch einen Sponsorenvertrag könnte ein Teil der Finanzierung abgedeckt werden. Die Produktpalette ist über Blüten, Haschisch und eventuell Rosin hinaus nicht erweiterbar. Somit sind die Möglichkeiten durch Alleinstellungsmerkmale mehr Mitgliederbindung erreichen zu können gesetzlich verhindert.

Bei der nächsten Wahl besteht ein Risiko des Verbots für Anbauvereinigungen. Wer daran kein Interesse hat, darf keine CDU oder AfD wählen. Dann wird im Hintergrund noch an der zweiten Legalisierungssäule gearbeitet mit Modellregionen für Fachgeschäfte. In einigen Gegenden entsteht dadurch noch mehr Konkurrenz.

Einen Anbauprofi dürfen wir nicht marktgerecht bezahlen. Hierzu wären kreative Kniffe notwendig. Der Profi darf aber nicht direkt an den Pflanzen arbeiten. Echt irre aus unserer Sicht.

Viel Herzblut, Wissen in vielen Bereichen und zeitliches Engagement haben wir. Eine große Menge Eigenkapital nicht. Durch die hohe Anfangsinvestition ist eine hohe Summe an Eigenkapital notwendig, um den langen Weg bis zur Anbaugenehmigung vorzufinanzieren. Als Belohnung ist eine attraktive Verzinsung und am Ende eine erfolgreiche Cannabisproduktion ohne Gewinnerzielungsabsicht drin.

Wirtschaftlich betrachtet könnten die maximal möglichen 500 Mitglieder für geringere Preise sorgen. Diesen Organisationsaufwand wollen wir vermeiden und mit einem CSC verbinden wir persönliche Kontakte. Ohne Social ist ein CSC aus unserer Sicht nicht lohnenswert.

Eine neue Idee

Bei der ganzen Betrachtung entstand wegen dem beschriebenen schönen Grundstück die Idee einen reinen Socialclub zu organisieren. Ein Treffpunkt für Cannabisliebhaber mit Konsummöglichkeit. Dem steht aber das Kneipensterben in Falkensee gegenüber. Im Jahr 1990 gab es sehr viele Kneipen für 18.000 Einwohner. Jetzt gibt es eine Cocktailbar und die Elsterklause, wo wenige Leute von 46.000 Einwohnern hingehen. Alternativ bleiben nur Restaurants übrig. Was bei der beliebten Alltagsdroge Alkohol nicht funktioniert, könnte beim Cannabis sein.

Kostengünstig ist diese Variante leider auch nicht. Die Umnutzung müsste dafür auch erst beantragt werden. Brandschutz, Fluchtwege, Sanitärbereich, Einhaltung der Versammlungsstättenverordnung und vieles weitere wäre dafür auch erforderlich. Wer zahlt dauerhaft einen nicht geringen Mitgliedsbeitrag von ca. 35-40 Euro pro Monat dauerhaft, für die Möglichkeit gemeinsam konsumieren zu können? Daher haben wir auch diese Idee verworfen.

Was könnte uns zum Umdenken bewegen?

Kulante Geldgeber und Fachleute bevorzugt aus der Cannabisgemeinschaft sowie extrem geduldige Mitglieder.

Wir hatten uns auch überlegt eine Umfrage zu starten, um ein Stimmungsbild von Euch einzufangen. Aber wir sind ehrlich gesagt zu ernüchtert und glauben nicht durch das Ergebnis umgestimmt zu werden.

Schreibt uns, wenn Ihr andere Auffassungen oder Ideen habt, die uns helfen könnten.

Wir hoffen, dass ihr unsere Entscheidung aufgrund der dargestellten Gesamtsituation nachvollziehen könnt. Wir drücken die Daumen, dass es andere CSCs in Brandenburg oder Berlin schaffen, erfolgreich in den Anbau zu starten. Leider werden wir es hier in unserem Falkensee nicht sein.

Hanfige Grüße